Nach der Geschäftsordnung von 1994 ist die "AG Seevogelschutz" eine "Vereinigung von Institutionen, die für den Schutz bzw. die Erforschung von Küstenvögeln an den deutschen Küsten amtlich oder ehrenamtlich zuständig sind. Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft ist der Küstenvogelschutz im weitesten Sinne sowie die Erforschung von Küstenvögeln als Voraussetzung für ihren Schutz. Zur Erfüllung dieses Zwecks erfolgt u.a. ein Erfahrungs- und Informationsaustausch sowie die Abstimmung einheitlicher Vorgehensweisen. Zentraler Bestandteil der Arbeit ist die Durchführung von Bestandserfassungen, die Auswertung der Ergebnisse und deren gemeinsame Veröffentlichung. Die Mitglieder tragen dafür Sorge, dass die Bestandserfassungen nach standardisierter Methode, d.h. unter Beachtung der von der Arbeitsgemeinschaft verabschiedeten Anleitungen durchgeführt werden. Sie melden die Ergebnisse der von ihnen betreuten Gebiete bis zum 01. September eines jeden Jahres an die vereinbarten Stellen. Die Ergebnisse werden von der Arbeitsgemeinschaft Seevogelschutz jährlich veröffentlicht."
Die "Arbeitsgemeinschaft Seevogelschutz" wurde 1982 als Zusammenschluss der Vereine und Dienststellen gegründet, die an der deutschen Nordseeküste praktischen
Seevogelschutz betreiben (siehe "Seevögel" 4-1983, Heft 1; Zeitschrift des Vereins Jordsand). Die Daten über die Küstenvogelbestände wurden zuvor von 1950 bis 1979 von der "Zentralstelle für den
Seevogelschutz" am Institut für Vogelforschung in Wilhelmshaven zentral gesammelt. Mit der Einrichtung der AG Seevogelschutz sollte im wesentlichen die danach entstandene Lücke geschlossen
werden. 1999 wurde bereits die 13. nahezu komplette Erfassung der Brutvogelbestände an der deutschen Nordseeküste durchgeführt und in "Seevögel" publiziert. Vollständigkeit und Vergleichbarkeit
der Ergebnisse konnten im Laufe der Jahre entscheidend verbessert werden. Intensiviert wurde ab 1990 auch die notwendige internationale Zusammenarbeit, 1991 wurde zusammen mit den Kollegen aus
den Niederlanden und Dänemark im Rahmen des "Joint Monitoring Program for Breeding Birds in the Wadden Sea" wattenmeerweit die erste methodisch abgestimmte Brutvogelerfassung
durchgeführt.
Zur Koordination der Arbeit an der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern wurde 1994 als Nachfolge-Organisation der "Kommission Küstenvogelschutz" die
"Arbeitsgemeinschaft Küstenvogelschutz" gegründet, deren Mitglieder wiederum der AG Seevogelschutz beitraten. Die regelmäßige Veröffentlichung der Brutvogeldaten zusammen mit den Beständen der
schleswig-holsteinischen Ostseegebiete ermöglicht seitdem einen Gesamtüberblick über die Küstenvogelbestände an den deutschen Küsten.
Dem Informationsaustausch zwischen den Institutionen und Personen, die an der deutschen Nord- und Ostseeküste See- und Küstenvogelforschung betreiben, dienten von
1988 bis 1994 die jährlichen Sitzungen des "Arbeitskreises Seevogelforschung". Dieser schloss sich dann ebenfalls der AG Seevogelschutz an, da sich die behandelten Themen sehr stark überschnitten
und ein intensiver Gedankenaustausch zwischen Forschern und "Schützern" unabdingbare Voraussetzung für einen effektiven Naturschutz an den deutschen Küsten ist. Es wurde ein grundsätzliches
Positionspapier "Forschung in Schutzgebieten" verabschiedet, das künftig eine gemeinsame Basis bei der Beurteilung von Forschungsprojekten darstellen soll.
In der AG Seevogelschutz treffen sich jetzt jährlich die Vertreter aller privaten Verbände, behördlichen Institutionen und Forschungseinrichtungen, die an der
deutschen Nord- und Ostseeküste mit Schutz und Erforschung von Küstenvögeln befasst sind, um Informationen auszutauschen und Vorgehensweisen abzustimmen. Darüberhinaus wird seit 1996 alle zwei
Jahre ein See- und Küstenvogelkolloquium veranstaltet, das allen Interessierten offensteht. Hier sollen Wissenschaftler wie auch Diplomanden und Schutzgebietsbetreuer Ergebnisse aus ihrer Arbeit
im Bereich von Forschung und Schutz von Küstenvögeln vorstellen. Durch eine enge Zusammenarbeit mit der Zentrale für Wasservogelforschung und Feuchtgebietsschutz des DDA in Münster sollen die
Beiträge von der Küste gelegentlich durch Berichte aus der Wat- und Wasservogelforschung im Binnenland ergänzt werden.